1990 - 1999
1990
John Gabriel Borkman
Autor: Henrik IbsenInszenierung: Günther Schoop
Zum Stück: John Gabriel Borkman ist ein Visionär der Macht. Sein grössenwahnsinniges Unternehmertum verleitet ihn zum Verschleudern der ihm anvertrauten Gelder. Er opfert die Liebe einer Frau und heiratet deren Schwester. Die ehemals geliebte und um ihr Glück betrogene Frau, deren Vermögen im Bankrott unangetastet blieb und von deren Geld er mit seiner Frau auf dem verbliebenen Gut kümmerlich lebt, sucht ihn nach Jahren wieder auf. Borkman ist zum Gefangenen seiner selbst geworden, immer noch vom Wahn beseelt, er könne die Welt mit seinen Visionen von Macht und Wohlstand beglücken. Er stirbt ohne Schuldgefühle gegenüber zwei Frauen, die er seinem Streben geopfert hat.
1991
Das Projekt
Autor: Marco BadilattiInszenierung: Günther Schoop
Zum Stück: Das Spiel wirft Fragen auf, die jeden von uns angehen, weil sie unseren Alltag zusehends beherrschen. Den äusseren Rahmen bilden die akuten Probleme der fiktiven Gemeinde Friedhausen sowie die Beziehungen der einzelnen Einheimischen untereinander und gegenüber Ausländern. Mittelpunkt des Stückes ist der Boden als Lebensraum im Spannungsfeld wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Interessen. Trotz aller Schatten, die es im Zusammenhang mit den Beweggründen individueller Verhaltensweisen zeigt, ist das Stück ein Bekenntnis zum humanistischen und demokratischen Geist als Grundpfeiler einer menschenwürdigen Gesellschaft sowie ein Aufruf zur Solidarität und zu verstärktem Gemeinsinn.
1992
Alle meine Söhne
Autor: Arthur Miller
Inszenierung: Günther Schoop
Zum Stück: Der Kriegsgewinner Joe Keller, der durch die Lieferung schadhafter Zylinderköpfe an die amerikanische Armee den Tod von 21 amerikanischen Piloten (darunter auch einer seiner Söhne) verursacht hat, wird vor Gericht gestellt. Joe versucht, sein schuldhaftes Verhalten zu vertuschen, indem er die ganze Verantwortung auf einen Kompagnon abschiebt. Sein Sohn Larry wird als verschollen erklärt. Kate, die Mutter, hält an der Lüge und an der Fiktion fest, dass Larry eines Tages wiederkommen wird, denn damit wäre der Beweis erbracht, dass Joe unschuldig ist. Aber als Ann, Larrys Verlobte, dessen Abschiedsbrief über seinen Freitod wegen des schändlichen Verhaltens seines Vaters der Mutter übergibt, holt die Lebenslüge die Familie Keller ein.
1993
Pygmalion
Autor: G.B. ShawInszenierung: Günther Schoop
Zum Stück: Der eitle und von seiner Wissenschaft besessene Professor für Phonetik Henry Higgins hat mit seinem Freund Oberst Pickering gewettet, dass er, Higgins, das aus der Gosse stammende Blumenmädchen Eliza in ein paar wenigen Monaten in eine salonfähige Dame verwandeln könne, um sie der gehobenen Gesellschaft als Herzogin zu präsentieren. Eliza willigt ein, da sie mit einer anständigen Sprache eine Stelle als Blumenverkäuferin zu finden hofft. Obwohl Higgins Mutter ihrem Sohn weitsichtig klarzumachen versucht, dass eine solche Umerziehung für Eliza unerfreuliche Folgen haben könnte, zählt für Higgins allein Elizas phonetisches Können und das Gewinnen seiner Wette. Aber Eliza wird klar, dass Higgins sie zum Opfer seiner wissenschaftlichen Ambitionen gemacht hat. Sie verlässt ihn.
1994
Die heilige Flamme
Autor: W. Somerset MaughamInszenierung: Günther Schoop / Franz Viecelli
Zum Stück: Im Bestreben, das wirkliche Leben aufzuzeigen, schildert W. Somerset Mauham in einem wirkungsvollen Drama das Leben einer Familie, in der durch einen tragischen Unglücksfall die Beziehungen zueinander in Frage gestellt werden. Das Stück handelt von Konvention, Verantwortung und den verschiedenen Ausprägungen und Formen der Liebe, die auch den Tod bedeuten können. Als Antwort auf die brisante Frage, ob die Liebe eines jungen Menschen stark genug ist, um ein Leben an der Seite eines körperlich schwer Behinderten möglich zu machen, reift schliesslich die Erkenntnis, dass auch ein gewissenhafter Mensch zu einem Verbrechen fähig ist, sofern er es - wenn gleich nicht vor den moralischen und ethischen Konventionen der Gesellschaft - so doch vor seinem eigenen Gewissen rechtfertigen kann.
1995
Colombe
Autor: Jean AnouilhInszenierung: Arlette Zurbuchen
Zum Stück: Julien wartet mit seiner Frau Colombe in der Theatergarderobe auf seine Mutter, Madame Alexandra, eine berühmte Tragödin. Julien muss zum Militär und möchte der Mutter, die als Madame Chérie mit fester Hand das Theater leitet, Colombe anvertrauen. Alexandra findet Gefallen an der jungen Colombe, die sie, zum Entsetzen Juliens, sogleich in eine kleine Theaterrolle steckt. Colombe bewundert ihre Schwiegermutter und wird durch sie zum Mittelpunkt des Theaterensembles. Nach einigen Monaten erhält Julien einen Brief. Er nimmt einen Tag Urlaub und taucht im Theater auf, wo ihm nicht entgeht, dass die männliche Theaterwelt äusserst aufmerksam auf seine junge, nun so veränderte Colombe reagiert. Aber Colombe kann seine Vorwürfe nicht mehr verstehen und plant zielstrebig ihre eigene Zukunft.
1996
Der Belagerungszustand
Autor: Albert CamusInszenierung: Arlette Zurbuchen
Zum Stück: Ort der Handlung ist die spanische Hafenstadt Cadiz. Die Gouverneurin besucht den Marktplatz und preist die Unveränderlichkeit und Unbeweglichkeit der Dinge. In dieses trügerische Gleichgewicht bricht unerwartet der Tod ein. Ein Mensch fällt zu Boden und damit der Pest zum Opfer. Die Gouverneurin beschliesst, die Wahrheit geheim zu halten, aber die Pest hat die Stadt bereits betreten und fordert die Macht, welche die Gouverneurin der Schreckensherrschaft abtritt. Der Grundsatz des nun herrschenden totalitären Systems ist die Angst vor dem Tod. Durch das Bewusstsein ihrer Liebe wird das junge Paar, Diego und Victoria, furchtlos. Im Zwiegespräch mit dem Tod wächst in Diego der Wille zum Widerstand. Das Pestmal an ihm verschwindet, die Macht der Pest ist erschüttert. Sie vermag nichts gegen Menschen zu tun, die sich ihr furchtlos stellen.
1997
Der Mensch ist gut
Autor: Erich Kästner und seine ZeitInszenierung: Franz Lindauer
Musikalische Leitung: Jean Hoffmann
Zum Stück: Ein Theaterabend mit der Poesie des Alltäglichen. Eine musikalisch-literarische Revue mit Texten von Erich Kästner und seinen Zeitgenossen Tucholsky, Zerlett, Grünwald, Liebmann und Brecht und der Musik von Nick, Benatzky, Nelson u.a. malt ein Bild der Zwanziger- und frühen Dreissigerjahre. Die Texte haben bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüsst.
1998
Ein Sommernachtstraum
Autor: Wiliam ShakespeareInszenierung: Charlotte Joss
Zum Stück: Hermina liebt Lysander, soll jedoch auf Befehl ihres Vaters Demetrius heiraten, den ihre Freundin Helena liebt. Die liebenden Paare fliehen in den Wald, wo sie das Gesetz Athens nicht erreichen kann. Der Wald ist das Reich der Feen und Elfen, doch nun herrscht hier Aufruhr, denn der Feenkönig Oberon und seine Gemahlin Titania haben sich entzweit. Auf Oberons Befehl hin verzaubert der Kobold Puck Titania, während sie schläft, mit einem Liebestrank, der sie in die erste Gestalt unsterblich verliebt macht, die sie beim Erwachen erblicken wird. Doch just zur gleichen Zeit proben ein paar tollpatschige Handwerker im Wald ein Theaterstück zu Ehren der Hochzeit ihres Herzogs Theseus mit der Amazonenkönigin Hippolyta. Puck amüsiert sich köstlich über das "hausbackene Volk" und setzt Zettel, dem Weber, einen Eselskopf auf. In diese Ungestalt verliebt sich die erwachende Titania. Nachdem nun Liebende, Feen und Handwerker gehörig durcheinandergewirbelt sind, löst Oberon die Verwirrungen und führt die Paare wieder zusammen.
1999
Das Orchester
Autor: Jean Anouilh und Federico FelliniInszenierung: Charlotte Joss
Zum Stück: Der erste Teil des Theaterabends gehört den Auszügen aus Interviews, die Fellini mit italienischen Musikern als Vorbereitung zu seinem Film "Orchesterprobe" gemacht hat. Diese Interviews gehören mit zum Schönsten, Treffendsten und Wahrsten, was über Musiker gesagt oder geschrieben wurde. Die ganze Bandbreite von absolutem Engagement, von höchster Erfüllung in der Musik bis hin zur grossen Ernüchterung, ja bis zum Hass auf das Instrument und auf die Musik, ist darin zu finden. Sowohl für Musikkenner als auch für Menschen, die weniger Einblick in die Strukturen eines Orchesters haben, sind die Geschichten, die die Musiker erzählen, sehr aufschlussreich, berührend und unterhaltsam.
Der zweite Teil des Abends spielt in den fünfziger Jahren und handelt von einem Frauenorchester mit Pianisten, das in einem Kurort zum Tee aufspielt. In den Pausen und manchmal sogar während den Musikstücken besprechen die Frauen ihren Alltag, erzählen von ihren Liebschaften, tauschen Kochrezepte aus und leben auch ihre persönlichen Krisen und Eifersüchteleien aus. Die Dialoge sind ausgesprochen witzig, die Charaktere der einzelnen Musikerinnen farbig und prägnant.