2000 - 2009
2000
Und der Haifisch, der hat Zähne ...
Autor: Brecht-WeillInszenierung: Franz Lindauer
Musikalische Leitung: Jean Hoffmann
Zum Stück: Und der Haifisch, der hat Zähne ..., eine musikalisch-literarische Collage. Die Zusammenarbeit von Bert Brecht (1898 - 1956) und Kurt Weill (1900-1945) war ein Glücksfall der Musik- und Literaturgeschichte. Weill sah in Brechts "epischem Theater" die Form, die ihm selber lange vorgeschwebt hatte, und Brecht fand in Weill einen Komponisten, der es meisterhaft verstand, mit musikalischen Mitteln die Gefühlslügen und Banalitäten gängiger Klischees zu entlarven.Jean Hoffmanns und Franz Lindauers Collage folgt den Spuren der bewegten Zeit zwischen 1927 und 1933: Börsencrash, Inflation, Arbeitskampf und politische Konflikte prägen das öffentliche Klima. Die Sprache ist die des einfachen Volkes, in ihr spiegeln sich Härte und Direktheit. Ein Teil des verwendeten Materials stammt aus der Dreigroschenoper ("The beggar's Opera") aus dem Jahre 1728. Die Texte von Bert Brecht gehören zum Schönsten, das in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts an Lyrik in deutscher Sprache entstanden ist.
2001
Der Kleidertausch
Autor: Pierre Carlet de MarivauxInszenierung: Charlotte Joss
Zum Stück: Der in Paris geborene Pierre Carlet de Marivaux, Sohn eines Finanzbeamten, studierte Jura und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch schriftstellerische Arbeit. Als er 1743 in die Académie Française gewählt wurde, lagen 34 Komödien, acht Romane und drei Zeitschriften von ihm vor. Marivaux lässt im Stück "Der Kleidertausch" seine Figuren die Irrungen und Wirrungen von Liebe, Eifersucht und Selbstzweifel durchleben. Die Charaktere verleihen ihren Gefühlsnöten und Freuden in witzigen Wortgefechten Ausdruck und verwirren sich selbst und das Publikum mit Charme und teilweise rührender Naivität.
2002
Mich hätten Sie sehen sollen
Autor: Paul AbrahamInszenierung: Franz Lindauer
Musikalische Leitung: Jean Hoffmann
Zum Stück: Mich hätten Sie sehen sollen, musikalische Komödie nach der Operette "Viktoria und ihr Husar". Der ungarische Komponist Paul Abraham (1892 - 1960) errang mit seiner Operette "Viktoria und ihr Husar" 1930 einen Welterfolg. Sie ist Kernstück eines Lustspiels, das seinen Anfang in einem Künstlererholungsheim nimmt, wo man von vergangenen Zeiten zehrt und schwärmt. Ein bunter Unterhaltungsabend wird geplant mit der Idee, die Operette "Viktoria und ihr Husar" aufzuführen. Bei der Realisation dieses Planes stellen sich jedoch plötzlich ungeahnte Schwierigkeiten ein. Jeder der Pensionärinnen und Pensionäre hat seine Rolle damals "so und nicht anders" gespielt und versucht nun hartnäckig, SEINE Interpretation als die einzig mögliche durchzusetzen. Dadurch entsteht ein Durcheinander als Rahmenhandlung zur Operette, die sich zu einem schwankhaften Theaterspass entwickelt.
2003
Die schwarze Spinne
Autor: Jeremias Gotthelf (1797-1854)Inszenierung: Renate Muggli
Zum Stück: Während einer Kindstaufe im Emmental erscheinen Gaukler, welche eine Geschichte von früheren Zeiten erzählen, als noch ein Vogt das Leben aller Bauern im Tal tyrannisierte. Als auch noch ein Schattengang aus Buchen oben vor dem Schloss erstellt werden muss, anstatt die dringend gebrauchte Ernte einzubringen, erscheint der Teufel und schlägt einen Handel vor. Er bringt die Buchen zum Schloss und pflanzt den Schattengang - und als Gegenleistung muss das nächste Neugeborene ungetauft an den Teufel übergeben werden. Aus Not gehen die armen Bauern auf den Pakt ein und hoffen, den Teufel hinters Licht führen zu können. Doch so leicht bricht niemand einen Pakt mit dem Teufel. "Die Spinne ist immer ganz nah. Im Raum unseres Wohnens und Arbeitens; nichts aber wäre gefährlicher, als etwa den Pfosten, in den sie gebannt ist, wegzuschleudern; er kann nur zu leicht in eine Hand kommen, die den Tod befreit."
2004
Der eingebildete Kranke
Autor: Molière (Jean Baptiste Poquelin)Inszenierung: Oskar Sales Bissegger
Zum Stück: Argan ist ständig mit sich und seinen vermeintlichen Krankheiten beschäftigt. Seine Tochter Angélique soll auch einen Arzt heiraten, damit er immer ärztliche Hilfe um sich hat. So ist der Sohn des Dr. Diafoirus, der eben seine erste medizinische Prüfung bestanden hat, als Schwiegersohn auserkoren. Angélique vermag freilich diesem Thomas, der nur in gedrechselten akademischen Redensarten spricht, keinerlei Interesse abzugewinnen. Ihr Herz gehört Cléante. Zur Feindin hat sie ihre Stiefmutter Bélinde, Argans zweite Frau, die durch faustdicke Schmeicheleien alles tut, um sich Argans Liebe zu erhalten und von ihm als alleinige Erbin eingesetzt zu werden. Zum Freund hat sie Béralde, Argans Bruder, der sich ehrlich bemüht, den Bruder von seinem Krankheitswahn abzubringen und auch dem jungen Liebespaar zu seinem Glück zu verhelfen. Die geschickteste Drahtzieherin zum guten Ende hin ist aber Toinette, das spitzbübische Dienstmädchen im Hause. Sie treibt nicht nur als Arzt verkleidet ihren Schabernak mit dem eingebildeten Kranken, sie ergreift auch offen Angéliques Partei und entlarvt schliesslich Bélinde, indem sie Argan veranlasst, sich tot zu stellen, um den wahren Charakter der heimtückischen Frau kennenzulernen. Mit dem gleichen Rezept versöhnt sie Vater und Tochter. Denn während sich Bélinde bei Argans vermeintlichem Tode habgierig und brutal benimmt, enthüllt sich Angéliques ehrlicher Schmerz und Kummer um den Verlust des Vaters. Argan ist nun bereit, der Ehe mit Cléante zuzustimmen, allerdings unter der Bedingung, dass dieser Medizin studiert und Arzt wird, wozu er sich natürlich bereit erklärt.
2005
Der Besuch der alten Dame
Autor: Friedrich DürrenmattInszenierung: Renate Muggli
Zum Stück: Als die schmuckbehangene Claire Zachanassian im heruntergekommenen Städtchen Güllen ankommt, ahnt Alfred Ill noch nicht, dass ihn in Gestalt dieser Dame sein Schicksal eingeholt hat. Er und Klara Wäscher, so der Mädchenname der Besucherin, hatten vor Jahrzehnten eine leidenschaftliche Liebesbeziehung; doch als die junge Frau ein Kind erwartete, stritt Alfred Ill die Vaterschaft ab und heiratete Mathilde Blumhard mit ihrem Kleinwarenladen. Klara musste Güllen verlassen und wurde zur Hure, bis der Ölmilliardär Zachanassian sie heiratete.
Seitdem ist ihr Männerverschleiss – allein im Verlauf des Stücks heiratet sie zum 8. und 9. Mal – ebenso enorm wie ihr Reichtum. Systematisch hat sie unerkannt Güllens Industrie aufgekauft und stillgelegt. Die Bürger nagen am Hungertuch und erhoffen sich von der Milliardärin grosszügige Unterstützung. Ill soll seiner Ex-Geliebten Herz und Portemonnaie öffnen. Claire Zachanassian ist bereit, den Güllenern zu helfen; unter einer Bedingung: Eine Milliarde für Ills Leiche. Der Aufschrei der Empörung verhallt schnell angesichts der Verlockungen des Konsums auf Pump. Weder die humanistischen Werte noch die Kirche oder der Rechtsstaat vermögen den Mord zu verhindern. In Anwesenheit der Presse, die sich nur allzu gern frisierte Tatsachen auftischen lässt, verurteilen die Güllener Alfred Ill zum Tode und bringen ihn um.
2006
Was ihr wollt? (The Twelfth Night)
Autor: William ShakespeareInszenierung: Pesche Brechbühler
Zum Stück: Bei einem Schiffbruch wird Viola von ihrem Zwillingsbruder Sebastian, der ihr täuschend ähnlich sieht, getrennt. Sie strandet in Illyria. Um allfälligen Gefahren leichter zu entgehen, verkleidet sie sich als Mann und tritt unter dem Namen Cesario in die Dienste des illyrischen Herrschers, des Herzogs Orsino.
Sie geniesst den Kontakt mit dem attraktiven Herzog, der seinerseits die Nähe des jungen „Mannes“ schätzt. Er erzählt „ihm“ von seiner unerwiderten Liebe zur schönen Gräfin Olivia, die sich aus Trauer um ihren verstorbenen Bruder aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Orsino schickt Cesario/Viola als Liebesboten zu Olivia, um diese von seiner Liebe zu überzeugen. Olivia verliebt sich in den (vermeintlichen) Jüngling und gesteht „ihm“ ihre Liebe, die „dieser“ natürlich zurückweist.
In Olivias Haus macht sich ihr Onkel Sir Toby im Haus breit. Der Bonvivant und Trunkenbold nutzt die geistige Beschränktheit des geckenhaften Sir Andreas finanziell aus, der ebenfalls für Olivia schwärmt. Maria, Olivias Kammerzofe, hält zusammen mit Toby und dem Koch Fabio den eitlen Haushofmeister Malvolio zum Narren, indem sie ihm einen Brief in die Hände spielt, dem Malvolio entnehmen muss, dass Olivia ihn liebe. Malvolio befolgt als Beweis seiner Liebe absurde Anweisungen des Briefes. Olivia hält sein lächerliches Verhalten für verrückt.
Zufällig stösst Olivia auf Violas – ebenfalls geretteten – Bruder Sebastian, hält ihn wegen seiner Ähnlichkeit für den geliebten Cesario/Viola, findet Gegenliebe und heiratet ihn kurzerhand. Sir Andreas, durch Sir Toby aufgehetzt, fordert den „Nebenbuhler“ Cesario/Viola zum Duell heraus, läuft dabei aber Sebastian in die Hände und wird von diesem bös zugerichtet.
2007
Der Franzos im Ybrig
Autor: Thomas HürlimannInszenierung: Renate Muggli
Zum Stück:
"Der Franzos im Ybrig" spielt im Jahr 1798. Ausländische Heere standen in der Schweiz. Unsere Vorfahren wurden zum Spielball zwischen den fremden Mächten. Leid und Elend waren verbreitet. Es war die Zeit der Helvetischen Republik, in der gleiche Rechte für alle propagiert wurden.
Der Autor selbst sagt über sein Stück: "Titel und Grundeinfall entnahm ich dem Schwank, der 1824 entstand. Der Verfasser, Gall Morel, war 21 Jahre alt und studierte als Ordenskleriker im Kloster Einsiedeln Theologie. Das erklärt sein Handicap: Er durfte nur Männerrollen schreiben. Trotzdem ging der Schwank über alle Volks- und Vereinsbühnen und erschien 1917 im Druck. Die Komödie lebt seit ihren Anfängen vom Kampf der Geschlechter, von Liebe, von Lust und Lügen. So war der Weg zu meinem Franzosen vorgezeichnet. Ich liess in die Männerwelt eine Schar wilder Frauen einfallen. Im Ybrig, vorerst zu seinem Schrecken, stösst "der Franzos" auf ein Dorf voller Frauen. Ihre Männer haben sich, um Napoleons Armee abzuwehren, auf die Berge zurückgezogen, ins Reduit. Natürlich kehren die tapferen Alpensoldaten ins Tal zurück, zu ihren Frauen, und natürlich - das verlangt die comedia! - ist auch Foulon, der Franzose, noch im Dorf."
2008
Trauer muss Elektra tragen
Autor: Eugene O'NeillInszenierung: Renate Muggli
Zum Stück:
Christine und Lavinia Mannon erwarten die Rückkehr des Brigadegenerals Ezra Mannon aus dem Sezessionskrieg - Lavinia, die Tochter, sehnsüchtig, Ehefrau Christine dagegen mit Abscheu. Sie plant den Mord an ihrem Gatten, um mit ihrem Geliebten Adam Brant zusammenleben zu können. Lavinia entdeckt Ehebruch und Mord und als ihr Bruder Orin aus dem Krieg heimkehrt, stiftet sie ihn zum Mord an Adam Brant an. Aus Verzweiflung darüber nimmt Christine sich das Leben und Orin, der den Selbstmord der über alles geliebten Mutter nicht verwinden kann, erschießt sich. Lavinia erkennt am Ende, daß sich ihre Rache gegen sie selbst gewandt hat, und kerkert sich im Haus der Mannons ein - tot schon im Leben.
2009
Der Krüppel von Inishmaan
Autor: Martin McDonaghInszenierung: Pesche Brechbühler
Zum Stück: Eine himmeltraurig schnurrige Studie über Menschen, die an einem kargen Ort leben, sich beschimpfen, hintergehen, lieben und dabei fluchen, Sehnsüchte und Geheimnisse haben. Geprägt von der rauen Natur drücken sie sich eher derb aus, können aber nur schlecht verstecken, dass darunter ein warmes Herz schlägt.